Ein Kommentar zu den Sondierungsgesprächen im Agrarbereich von Stefan Schmidt, Vorsitzender der Westfälisch-Lippischen Landjugend e.V.:
Beim Sondierungsgespräch am vergangenen Freitag wurde deutlich, dass in den Themenbereichen Zukunft der Agrarpolitik, Tierwohl und Pflanzenschutz noch jede Menge Reibungspunkte zwischen den einzelnen Parteien bestehen.
Klar ist: Gerade in Kernpunkten der Agrarpolitik gilt es, zukunftsorientiert und mit Sachverstand zu diskutieren, aber am Ende vor allem auch dementsprechend zu handeln! Ein übereiltes „Hau Ruck Verfahren“ in diesen Bereichen schadet nicht nur einzelnen Parteien am Ende, sondern insbesondere einen ganzen Berufszweig. Denn die Folgen, die daraus resultieren können, sind für die Bevölkerung und damit einen Großteil der Wähler kaum wahrnehmbar. Für viele Landwirte, insbesondere Junglandwirte bedeutet dies jedoch zum Teil gravierende Einschnitte in die tägliche Arbeit als Landwirt, gravierende, finanzielle Herausforderungen bis hin zu Existenzängsten, die am Ende auch die einzelnen Familien belasten. Für Außenstehende sind dies „interne Betriebsprobleme“, für mich jedoch sind dies die Schlimmsten und müssen bedacht werden, wenn wir unsere heimische Landwirtschaft nicht aufs Spiel setzen wollen.
Heute soll Landwirtschaft ökologisch, regional, klein und bäuerlich sein und dies zu Discountpreisen! Ob all dies zusammen passt, spielt anscheinend keine Rolle.
Und die Bedenken sind gerechtfertigt, wenn man in den öffentlichen Medien Sätze hört wie „eine Koalition müsse Probleme ‚vom Insektensterben über die Vergiftung von Böden und Grundwasser bis zum millionenfachen Tierleid‘ angehen“ und wenn eine komplette Agrarwende gefordert wird, hört für mich persönlich als Landwirt der Sachverstand auf! Die Politik kann zwar eine „komplette Agrarwende“ von den heimischen Landwirten einfordern, sie wird allerdings nicht von Erfolg gekrönt sein. Eine Agrarwende ist auf dem Blatt Papier denkbar, für landwirtschaftliche Betriebe von heute auf morgen innerhalb weniger Jahre nicht umsetzbar, auch finanziell gesehen nicht. Denn die landwirtschaftlichen Betriebe denken in Generationen und handeln auch so!
Daher fordere ich dazu auf, bei den weiteren Verhandlungen um die heimische Landwirtschaft einen kühlen Kopf zu bewahren und den Sachverstand beizubehalten! Setzen wir unsere Landwirtschaft nicht aufs Spiel! Denn dieses Spiel kann und wird niemand gewinnen!
Stefan Schmidt
Vorsitzender der Westfälisch-Lippischen Landjugend e.V.
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